Computergames und Kunst - es wird immer mehr

Computerspiele gehören zur Alltagskultur. Mal geliebt, mal gehasst, aber auch inspirierend. Auch für Kunst.  


Gestern habe ich an einem sogenannten Screen Walk teilgenommen. Der Künstler Roc Herms nahm das Publikum via Zoom mit auf einen Rundgang durch virtuelle Welten und stellte seine Arbeiten vor. Über Jahre hat Roc Herms Virtual-Reality-Plattformen wie PlayStation Home erkundet, dort mit Menschen Interviews geführt und Fotos geschossen. Am Ende resultierte ein schönes Fotobuch namens "Postcards from Home".

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https://www.rocherms.com/projects/postcards-from-home


Im Videospiel Animal Crossing kann Kunst erstanden werden. Reiner verkauft dort seine Kunstgegenstände. Jedoch sind auch Fälschungen dabei. Es ist gar nicht so einfach, wie man die Fälschungen erkennt. Ist dies das echte Milchmädchen von Jan Vermeer oder nicht? Tipp: In der Fälschung wird mehr Milch aus dem Krug gegossen als auf der Orginal...


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© Nintendo/Jan Vermeer: „Dienstmagd mit Milchkrug“ 


Neuerdings kann auch Kunst aus dem Getty Museum bei Animal Crossing importiert werden. Mit dem Animal Crossing Art Generator kannst du deine Insel mit Kunst füllen und dein Zuhause in eine Kunstgalerie von Weltklasse verwandeln. Mit dem MET ist ein weiteres Museum auf den Zug aufgesprungen. Weitere werden wohl folgen.
 

Und auf Instagram werden stolz die ersten Kunstausstellungen präsentiert. 


Nicht eine Kunstgalerie, aber eine Stadtführung gibt es im Shooter-Game Tom Clancy’s. Nicht im Original, dafür in einer Kunstversion: Die digitale Kampfzone des Spiels wird bei "Operation Janewalk" durch einen künstlerischen Eingriff zweckentfremdet. Die Architekturgeschichte wird zum Thema gemacht. Irgendwie absurd. Eine tolle Arbeit von Leonhard Muellner und Robin Klengel.

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Szene aus Operation Janewalk


Auch eine schönen Ansatz verfolgt Elise Aubisse. Sie benutzt Videospiele, um Fotos im Spiel zu machen. Sie ist somit keine Spielerin, sondern eine "Videospielfotografin", eine Fotografin im Videospiel.

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Star Wars Battlefront von Elise Aubiss


Wer kennt Super Mario (nicht?). Cory Arcangel hat das Spiel gehackt und so bearbeitet, dass von dem Spiel nur die weißen Wolken vor einem blauen Himmel übrig geblieben sind: "Just the clouds from Mario Brothers".


Künstlerinnen und Künstler setzen sich intensiv mit Computerspielen auseinander, indem sie sie als künstlerisches Material aufgreifen oder sich mit ihren kulturellen Einflüssen beschäftigen. Das Ludwig Forum für Internationale Kunst präsentierte vor 2 Jahren die Ausstellung "Digital Games. Kunst und Computerspiele". 


Unverkennbar ebenso von Computerspielgrafiken inspirieren lassen hat sich der Schweizer Schriftsteller, Maler und Medienkünstler Matthias A. K. Zimmermann.

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Matthias A.K. Zimmermann: Die geknickte und verbogene Stadt, 2007, Malerei/Acryl auf Leinwand, 160 × 165 cm, Aargauer Kunsthaus


Computerspiele gehören zur Alltagskultur. Dies hat die Kulturstiftung Pro Helvetia vor 10 Jahren berücksichtigt und das Programm «GameCulture» ins Leben gerufen. Denn auch Gamentwickler*innen sind Künstler*innen.

Viel mehr zu Computerspielen und Kunst gibt es im Buch “Kunstwerk Computerspiel« von Stephan Schwingeler. Er untersucht die medialen Eigenschaften digitaler Spiele und beleuchtet ihre Verbindung zur Kunst.